Lilly und Leo

Vorstellung

Vor vielen Jahren hatten wir einen Gesprächskreis. Es war ein Austausch zum Thema sexueller Missbrauch. Zu dieser Runde gehörten Fachleute der Polizei, Beratungsstellen und LehrerInnen aus verschiedenen Schulinstitutionen. Dort entstand dann die Überlegung das Programm „Mein Körper gehört mir” als Adaption für Menschen mit besonderem Förderbedarf zu bearbeiten. Gemeinsam mit Fachleuten wurde es rasch in die Tat umgesetzt.

Die neue Form basiert im wesentlichen auf „Mein Körper gehört mir”. „Lilly und Leo” reduziert jedoch, leichterer Verständlichkeit zuliebe, die Komplexität der Vorlage: Der Satzbau ist kurzgliedriger, Dialoge sind zu Blockmonologen zusammengezogen. Duktus und Stil sind von höherer Direktheit. „Lilly und Leo” erfordert deutlich weniger Abstraktions- und Imaginationsvermögen. Jede Spielsituation wird in Ort, Ausgangslage und Entwicklung kompakt erläutert, was den Interpretationsbedarf stark senkt. Die Sprache ist stärker auf Umgangston und Kindgerechtigkeit bzw. Jugendlichkeit ausgerichtet. Indem die Darsteller nicht mehr aus ihren Figuren heraustreten, sondern nur noch aus ihren Rollen, geht zwar Realismus verloren, wird jedoch ein unmissverständlicher roter Faden gelegt, der, Wiedererkennungseffekte nutzend, die Szenen zu einer klaren Einheit verbindet. In hohem Maße typisierte Requisiten und Kostüme signalisieren in größerer Eindeutigkeit die jeweilige Funktion des Darstellers. Die Interaktion ist stärker moderiert, baut in weit geringerem Maße auf individuelles Feedback und beschränkt sich auf den Gewinn weniger Kernerkenntnisse! Im Gegensatz zur Pädagogik von „Mein Körper gehört mir” ist es in „Lilly und Leo“ erwünscht, dass LehrerInnen und BetreuerInnen sich an der Interaktion beteiligen.

Die bisherigen Aufführungen haben uns allen gezeigt, wie sinnvoll diese Umarbeitung war, denn die Kinder fanden sehr schnell den Einstieg – auch natürlich mit Hilfe der begleitenden PädagogInnen, die anschließend in der Nachbereitung ein intensiveres Erleben erfahren konnten!